Awareness Konzept

Awareness Konzept

1. Warum sind wir als Awareness hier und was machen wir überhaupt?

Awareness bedeutet Achtsamkeit gegenüber Machtstrukturen, ein Bewusstsein zu schaffen für die Umgebung und die sich daraus ergebenden Handlungsoptionen. Awareness kann unterstützen, Sexismus, Anti-Schwarzen Rassismus, Antisemitismus, Rassismus, Ableismus, Transfeindlichkeit, Klassismus und jegliche weitere Diskriminierung und Unterdrückungsmechanismen aufzudecken, klar zu benennen und kann uns anregen, uns zu empowern oder zu reflektieren. Wir benötigen eine machtkritische und sensible Einstellung, um Rassismus und Diskriminierung entgegenwirken zu können!

Wir verstehen Awareness(strukturen) nicht als Symptombehandlung, sondern als eine Struktur, die einen Spiegel vorhält, die anregt zu diskutieren und zu streiten – bis wir wissen, wie wir gemeinsam leben können und wollen. Wir müssen eine Stufe höher gehen. Awareness geht uns alle an und WIR brauchen ein kollektives Lernen, darum liegt es in der Verantwortung jedes einzelnen Menschen auf dem Camp, aware mit unseren Mitmenschen zu sein (siehe transformative justice).

Solltest du grenzüberschreitende oder übergriffige Situationen sowie auch unangenehme oder (re)traumatisierende Kontakte mit der Polizei beobachten oder gar selbst erfahren, erhältst du von uns jederzeit Unterstützung!

Sprich uns an oder ruf an – wir sind das Awareness-Team mit den pinken Warnwesten. Wenn wir nicht in einer gemeinsamen Sprache kommunizieren können, dann holen wir uns Hilfe von einer dolmetschenden Person.

2. Wie könnt ihr uns erreichen und wie sieht die Struktur der Awareness-Arbeit aus?

Das Awareness-Team setzt sich aus zwei Komponenten zusammen:

  1. Die Awareness-Orga ist im Hintergrund Ansprechpartner*in für die Awareness-Schicht. Es gibt täglich eine Awareness-Einführung, in der unser Awareness-Konzept besprochen wird, damit weitere Menschen sich sicher genug fühlen können, Teil einer Awareness-Schicht zu werden. Sie organisieren die Awareness-Arbeit auf dem Camp und koordinieren Entscheidungsfindungsprozesse. Wenn die Awareness-Schicht unterbesetzt oder überlastet ist, kann sie auch als Back-Up für Awareness-Arbeit einspringen. Die Awareness-Orga besteht aus mindestens 2 Menschen und hat diese Position für 24 Stunden inne. Idealerweise bilden sich für die Awareness-Orga Tandems aus einer erfahrenen Orga-Person zusammen mit einer weniger erfahrenen Person, um Wissen weiter zu geben und nicht zu überwältigen.
  2. Die Awareness Schicht. Dies sind Menschen, die mindestens an einer Awareness Einführung teilgenommen haben. Die Menschen der Awareness-Schicht sind Ansprechpartner*innen für Menschen auf dem Camp, die Bedarf nach Awareness-Arbeit haben. Eine Awareness-Schicht dauert 4 Stunden und sollte von mindestens 4 Personen geführt werden.Es gibt täglich ein Awareness-Onboarding, um weitere Menschen zu befähigen, Teil einer Awareness-Schicht zu werden.

Es gibt ein Awareness-Zelt
Du kannst uns an den pinken Warnwesten erkennen
Generelles Awareness Phone: +4915210128593
BIPoC Awareness Phone: +4915215125995
E-mail: campawareness@riseup.net

2.1 Unsere Positionierung

Das Awareness-Team besteht aus Schwarzen Personen, People of Colour- & Weiß-positionierten FLINTA*-Personen (Frauen, Lesben, Inter-, Nichtbinäre-, Trans-, Agender-Personen) und cis-männlichen Personen (Cis-Personen sind jene, die sich mit dem Geschlecht, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde, identifizieren).

Wenn du Gewalt, Übergriffe und/oder Diskriminierung im Rahmen des Camps erlebst und darüber nicht mit einer cis-männlichen Person oder Weiß-positionierten sprechen möchtest, verstehen wir das. Wir richten uns zu jeder Zeit nach deinen Bedürfnissen!

3. Was sind unsere Arbeitsgrundsätze?

Die Arbeitsgrundsätze der Awarenesscrew des SDP-CAMP bestehen aus mehreren Bausteinen:

Der erste Baustein besteht aus den Awareness-Workshops, Skillsharings, Diskussionsrunden, critical whiteness Workshop in denen Menschen, die Interesse haben, Teil der Awarenesscrew zu werden, sich dazu weiterentwickeln können und gemeinsam das Konzept erweitern. Sie finden primär zu Beginn des Camps und / oder im Vorhinein statt. Falls ihr keinen Workshop auf dem Programm findet, sprecht uns einfach an im Awarenesszelt.

Der zweite Baustein bildet sich durch die unterschiedlichen Rückzugsräume und den Möglichkeiten ins Gespräch zu kommen und sich gegenseitig zu empowern. Es gibt ein FLINTAonly Zelt nur für (Frauen, Lesben, Inter, Nicht-Binäre, Trans, A-Gender Personen), ein BIPoC only Zelt nur für (Schwarze Personen, Indigene Personen und People of Colour) und ein TINA* Zelt für genderqueere Personen (trans, inter, nicht-binär, agender +). Außerdem gibt es noch ein offenes Ruhe & Stille-Zelt.

Den dritte Baustein bildet die aktive Awareness Arbeit auf dem Camp. Dabei gibt es ein Team im Awarenesszelt und ein mobiles Team. Die sind an ihren lila/pinken Westen erkennbar und für euch ansprechbar + erreichbar (Funk, Handy, Mail). Awareness auf dem Camp und darüber hinaus ist unsere kollektive Verantwortung.

Wir wünschen uns, dass jeder Mensch an der eigenen Awareness arbeitet.

Dabei bietet die Awareness-AG Unterstützung.

Die Verantwortung tragen wir alle gemeinsam, auch für Care-Arbeit, Reproduktionsarbeit und emotionale Arbeit.

4. Definitionsmacht und Parteilichkeit

Für unsere Unterstützungsarbeit sind zwei Leitsätze grundlegend.

Erstens, dass Personen selbst definieren, wie sie Situationen erlebt haben.

Zweitens, wir arbeiten parteilich. Parteilichkeit bedeutet für uns, (der betroffenen) Person den Rücken zu stärken und ihr bei dem weiteren Prozess zur Seite zu stehen. Indem wir Unterstützungsarbeit anbieten, möchten wir Räume eröffnen, in denen Menschen zugehört wird, ohne die „Richtigkeit“ ihrer Erfahrungen infrage zu stellen. Selbst definieren zu können, was erlebt wurde, ist ein wichtiger Moment des Empowerments und der Reflexion und sollte sowieso zur Normalität werden!

Wir arbeiten nicht mit absoluter Sanktionsmacht.

Eine Person definiert somit, was passiert ist, aber nicht, was passieren wird.

Bedürfnisse und Wünsche erkennen und formulieren zu können ist ein wichtiger Schritt und auch Teil unseres Prozesses, unsere Hoffnung ist, dass alle Wünsche und Erwartungen umgesetzt werden können. Es kann jedoch durchaus passieren, dass Wünsche und eventuelle Forderungen nicht automatisch erfüllt und umgesetzt werden können.

Unsere politische Haltung beinhaltet den Versuch einer intersektionalen und vielschichtigen Perspektive. Intersektionalität bedeutet für uns, dass wir anerkennen, das Betroffenheiten von Diskriminierungen immer komplex sind und sich überlagern können. Wir möchten deshalb auf alle Bedürfnisse aller betroffenen Personen bestmöglich eingehen und nach gemeinsamen Lösungen suchen. Das bedeutet für uns, dass wir unsere eigene Positionierung und die aller Beteiligten versuchen, kritisch zu hinterfragen und in die Analyse der Situation mit einzubeziehen. Bei Fällen von Vergewaltigung und sexualisierter Gewalt ist eine ausschließliche Definitionsmacht unverhandelbar.

5. Was wir von UNS Fordern!

  • “Wir sind nicht überempfindlich, sondern machtkritisch! Wir wollen Hierarchien abbauen und haben kein Bock auf:
  • rassistische, sexistische, homo- bzw. trans*feindliche, klassistische, ableistische Äußerungen und Schimpfwörter
  • ungefragtes Anfassen
  • Nackte Oberkörper von Cis-Männern (Für mehr Infos: www.klimacamp-im-rheinland.de/campinfo-2/vereinbarungen/oben-ohne)
  • nationale Symbole
  • Uniformen und Tarnkleidung (Kriegsverherrlichendes generell)
  • ungefragte Fotos → wir wünschen uns einen respektvollen Umgang mit der Privatsphäre und Sicherheit anderer!
  • jede Aneignung und Instrumentalisierung von kulturellen und religiösen Symboliken durch weiße Menschen! –> Das meint für uns das Tragen von Kimonos, Bindis, Warbonnets, „Afro“-Perücken, sogenannter Weißelocks oder bestimmter Tattoos.” Quelle: Invision

6. Barrierefreiheit

Wir versuchen das Camp so barrierefrei wie möglich zu gestalten. Außerdem möchten wir dich bitten, auf eine möglichst barrierefreie sowie inklusive Sprache bzw. einen bewussten Umgang mit der Sprache (beispielsweise das Vermeiden oder Erklären von Fachbegriffen im Rahmen des Camps) zu achten. Damit du Personen nicht mit falschem Pronomen ansprichst, kannst du zusätzlich zu deinem Namen auch dein Pronomen nennen und somit das “Misgendern” verhindern.

7. Was ist mit Rauchen, Alkohol und anderen Drogen?

Es wird markierte Nicht-Raucher*Innen Bereiche geben. Wir würden uns wünschen, dass an diesen Orten nicht konsumiert wird. Alkohol wird vor Ort nicht ausgeschenkt. Wenn ihr Alkohol trinken möchtet, konsumiert aware und achtet generell auf die Menschen in eurer Umgebung und mit welchem Konsum sie sich wohl fühlen. Wir würden uns wünschen, dass Menschen sensibel mit Drogenkonsum jeglicher Form umgehen und sich bewusst sind, dass öffentlicher Konsum retraumatisierend für andere sein kann und zu sozialen Ausschlüssen führen kann. Also egal was Ihr rauchen, an Alkohol oder anderen Drogen konsumieren möchtet, fragt BITTE die Menschen um euch herum, ob es okay für sie ist, dass ihr eure Drogen in ihrer Nähe konsumiert <3

Be aware, habt Spaß, passt aufeinander auf & lasst uns für einander dasein!


Quellen: Teile dieses Awareness-Konzepts sind aus anderen Awareness-Konzepten und aus offenen Quellen aus dem Internet übernommen.

Außerdem bekommen die Menschen der Awareness-Schicht Handynummern der Awareness-Orga.

Awareness-Schichten auf unseren Camps gehen von 9-24 Uhr mit Wechsel im Zweistundentakt, Zwischen 0 Uhr und 9 Uhr gibt es mindestens 2 Personen die Awareness Nachtbereitschaft haben und über Funk erreichbar sind. (In dieser Zeit kann ein Mensch aus der Awareness-Orga über das Awareness-Handy erreicht werden.)

Es gibt täglich ein Awareness-Onboarding, um weitere Menschen zu befähigen, Teil einer Awareness-Schicht zu werden.

Es gibt jeden Tag ein Abendessen und ein Awareness-Orga Plenum.

Dabei sein sollten alle Menschen mit Orga-Schichten und die Leute, die Awareness Schichten an dem Tag gemacht haben- Alle weiteren Awareness-Personen sind auch eingeladen, zu kommen, wenn sie gerne teilnehmen möchten.